Ist die Tonkabohne, giftig, krebserregend oder gar eine Droge?

Der Tonkabohne wird immer wieder nachgesagt krebserregend zu sein, teilweise wird sie als giftig bezeichnet, ja sogar als Droge hat sie einen Ruf. Was ist da dran?

Um es vorneweg zu nehmen: Ich bezeichne mich als gesundheitsorientierten Menschen. Von einer berauschenden Wirkung konnte ich noch nie etwas merken. Doch der Reihe nach.

schädlich oder harmloses, leckeres Gewürz?

Die Tonkabohne ist in erster Linie ein würzig-süßes Gewürz, dass vor allem in Süßspeisen besonders lecker ist. Damit die Tonkabohne hier nicht zu Unrecht in Verdacht gerät, haben wir hier einmal alle Fakten zu diesen Gerüchten zusammengetragen und sagen Dir, was tatsächlich wahr ist und was ins Reich der Fantasie gehört.

Cumarin verdirbt den guten Ruf

Der Hauptgrund der „üblen Nachrede“ kann an dem Gehalt an Cumarin festgemacht werden. Dieser Inhaltsstoff ist der Grund, warum Tonkabohnen in den USA heute noch verboten sind und nicht eingeführt werden dürfen. Auch bei uns war die Tonkabohne lange Zeit so stark unter Verdacht, dass sie nicht verwendet werden durfte.

Von 1981 bis 1991 galt das Verbot hierzulande, dann wurde es zwar in weiten Teilen aufgehoben, dennoch war die Tonkabohne zunächst nur in Apotheken erhältlich. Das sorgte natürlich nicht gerade für die weitere Verbreitung einer Pflanze, die eher als Gewürz genutzt wird.

Ist Cumarin so schädlich?

Kurze Antwort: es hängt davon ab. Cumarin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, sehr aromatisch aber in großen Mengen gesundheitsschädlich. Und da sind wir bereits beim Kernthema: In großen Mengen. Dann können Symptome wie starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Schlafsucht auftreten. Bei der Einnahme von extremen Dosierungen kann es sogar zum Atemstillstand, Lähmung oder zum Koma kommen. Allerdings ist es unmöglich, mit einem normalen Essverhalten solche gesundheitsgefährdenden Dosierungen zu erreichen.

Wie viel Cumarin ist in der Tonkabohne drin?

Meistens sind etwa drei Prozent Cumarin in der Tonkabohne enthalten, in sehr seltenen Fällen kann eine Tonkabohne aber auch einmal zehn Prozent Cumarin enthalten. Doch da die Bohne mit ihren 1,2 bis 1,7 Gramm eher klein und leicht ist, machen die drei Prozent Cumarin keine wirklich relevante Menge aus.

Deutlich mehr Cumarin ist normalerweise im Zimt oder in Waldmeister enthalten. Daher sollten keine Kombinationen mit der Tonkabohne und Zimt oder Waldmeister zubereitet werden. Gerade Zimt enthält je nach Sorte eine erhebliche Menge an Cumarin.

Giftige Tonkabohne?

Damit die Tonkabohne wirklich ein gesundheitsschädigendes Gift werden könnte, müsste ein Mensch mindestens 500 Milligramm Cumarin pro Kilo seines Körpergewichts zu sich nehmen. Erst dann ist das Cumarin giftig für den Menschen. Wie oben bereits beschrieben sind jedoch im Durchschnitt lediglich drei Prozent Cumarin in den Tonkabohnen enthalten.

In einer normalen Süßspeise ist für etwa vier Personen meist lediglich höchstens eine Tonkabohne verbraucht worden.

Daher wird es etwas schwierig bis unmöglich, sich mit Tonkabohnen zu vergiften. Selbst 100 Gramm pure Tonkabohnen könnten höchstens einem Säugling einen Schaden zufügen, bei einem Erwachsenen ist das nicht möglich.

Wenn es Dir doch irgendwie gelingt, eine riesige Menge Cumarin aus der Tonkabohne zu verzehren, würden unter anderem aber heftige Kopfschmerzen und Erbrechen auftreten. Gefolgt werden diese Symptome von Schwindel und Schlafsucht oder auch zentraler Lähmung. Im schlimmsten Fall kommt es zum Atemstillstand und schließlich Koma. Doch bitte bedenke wirklich noch einmal die Menge, die dafür aufgenommen werden müsste. Du kannst die Tonkabohne also wirklich sicher in der Küche für Deine Süßspeisen verwenden, ohne eine Gefährdung Deiner Familie zu fürchten.

Tonkabohne als Droge?

Der Tonkabohne wird eine erotisierende und sogar leicht hypnotische Wirkung nachgesagt. Das ist sicher eine der Ursachen für die Annahme, dass die Tonkabohne als Droge genutzt werden kann. Dabei hat die Tonkabohne in kleinen Dosen bei Meditationen eher eine entspannende Wirkung bewiesen, die durch den süßlichen Duft für Harmonie und Ruhe sorgt. Vielfach wird die kleine Gewürzbohne deswegen auch als billigeres Haschisch geraucht. Die Höchstgrenzen für Cumarin, die in Deutschland gelten, sind lediglich für Lebensmittel festgeschrieben. Bei einer Überdosierung kann es zu ernsthaften Schäden für die Gesundheit kommen.

Üblicherweise wird die Tonkabohne gemahlen oder zerstoßen und dann zwischen den Tabak gemischt. Diese Mischung wird geraucht. Um die halluzinogene Wirkung der Tonkabohne auszulösen, zünden manche Nutzer die Bohne selbst direkt an und inhalieren den Rauch. Bei dieser Verwendung werden keine weiteren Zusatzstoffe wie beispielsweise Tabak verwandt. Die Wirkung der Tonkabohne als Droge soll etwas schwächer sein als die Wirkung von Haschisch. Für die schwache Wirkung steht auch die Tatsache, dass die Tonkabohne hierzulande noch nicht als Droge verboten wurde.

Krebsgefahr durch Tonkabohne und Cumarin

Forscher haben zwar in Experimenten mit Ratten eine krebsfördernde Wirkung durch das Cumarin festgestellt. Allerdings haben sowohl die Universität Mexiko als auch das toxikologische Institut der Lübecker Universität diese Effekte auf den menschlichen Körper überprüft. Beide stellten dabei fest, dass der menschliche Organismus auf das Cumarin nicht in der gleichen Weise anspricht. Es gab keine Hinweise auf Krebs auslösende Momente durch das Cumarin.

Die European Food Safety Authority weist darauf hin, dass ein lebenslanger Verzehr von Cumarin kein Risiko für die Gesundheit beinhaltet, wenn die Dosis von 0,1 Milligramm Cumarin je Kilo Körpergewicht nicht überschritten wird.